Der Pferdehuf: Funktion, Aufbau und was in Pferdehaltung und -sport zu beachten ist

Der Pferdehuf: Funktion, Aufbau und was in Pferdehaltung und -sport zu beachten ist

In unserem letzten Blogbeitrag ging es um den Gelenkapparat bei Pferden. In diesem behandeln wir den Pferdehuf – ein komplexes und wichtiges Organ des Pferdekörpers. Wir erläutern den Aufbau und die drei elementaren Funktionen des Pferdehufs sowie die drei Faktoren, die für die Hufgesundheit entscheidend sind.

Funktion des Pferdehufes

Hufe sind das Fundament der Pferde. Sie haben neben der wichtigen Aufgabe der Lastenaufnahme außerdem die Fähigkeit der Sinneswahrnehmung und Stoßdämpfung. Denn auch diese Eigenschaften sind extrem wichtig, wenn sich so ein großes schnelles Tier wie das Pferd fortbewegt.

Je besser die Hufgesundheit ist, desto besser kann jeder einzelne Huf seine Aufgaben erfüllen. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass jede einzelne Struktur am Huf ihre jeweilige Funktion übernehmen kann. Denn nur dann kann durch die Zusammenarbeit aller Strukturen für das Pferd ein optimaler Laufkomfort erreicht werden.

Die drei wichtigsten Funktionen des Hufes sind folgende:

  • Die Hufe tragen das Gewicht des Pferdes
  • Die Hufe unterstützen den Blutkreislauf.
  • Die Hufe dienen als Tastorgan.

Die Hufe tragen das Gewicht des Pferdes

Um zu verstehen, wie das enorme Gewicht eines Pferdes von vier relativ kleinen Hufen getragen werden kann, muss man sich ein wenig die Anatomie der Pferde anschauen.

Der unterste Knochen, der in der Hornkapsel steckt, ist das oben erklärte Hufbein. Um das gesamte Hufbein herum liegt die Wandlederhaut. Diese Lederhaut ist über Faserbündel mit dem Hufbein fest verbunden.

Die Wandlederhaut selbst fächert sich in Primär- und Sekundärblättchen auf und sieht damit in etwa aus wie ein Algenwald oder ein etwas verkorkster Tannenbaum.

Durch diese Auffächerung bekommt die Wandlederhaut eine sehr große Oberfläche.

Die Innenwand der Hornkapsel ist passend zur Wandlederhaut mit Hornblättchen ausgestattet, die ähnlich wie die Lamellen eines Pilzes aussehen. Wie beim Schlüssel-Schloss Prinzip passen die Wandlederhautblättchen und die Hornblättchen perfekt ineinander.

Die vergrößerte Oberfläche und das perfekte Ineinandergreifen der Blättchen garantieren die große Haltekraft. Die Hufkapsel und das Hufbein lassen sich bei einem gesunden Huf (!!!) selbst unter großem Kraftaufwand fast nicht voneinander trennen.

Die Verbindung der Wandlederhaut mit dem Hufbein nennt man Hufbeinträger. Dieses Konstrukt ermöglicht die Tragkraft des Pferdegewichtes.

 

Die Hufe unterstützen den Blutkreislauf

Bei jedem Schritt, den das Pferd auf den Boden setzt, bewegt sich ungemein viel im Huf: die Lederhäute, die Hufkapsel, das Hufbein, die Hufknorpel und damit sind nur ein paar Komponenten erwähnt.

Die Hufkapsel kann sich nicht nur horizontal weiten, zum Beispiel, wenn sich der hintere Bereich des Hufes beim Auffußen spreizt. Es ist auch Bewegung in der Vertikalen möglich.

Je nach Bodenverhältnissen, Geschwindigkeit und Stellung des Hufes zum Boden, wirken Kräfte von innen nach außen, von außen nach innen, von oben nach unten und jeweils andersrum. Das Alles steht wiederum in Kombination miteinander.

Dieses Ausmaß an Bewegung stimuliert die Durchblutung der Lederhäute und regt so eine gesunde Hornproduktion an. Außerdem werden über den Mechanismus Giftstoffe aus dem Huf abtransportiert und „altes“ Blut kann über die Gliedmaßen nach oben zurück fließen.

 

Die Hufe dienen als Tastorgan

Der Huf hat eine überraschend große Beweglichkeit. Warum? Weil es dem Pferd so möglich ist, sich innerhalb kürzester Zeit den unterschiedlichen Bodenverhältnissen anzupassen.

Mit jedem Schritt ertastet sich ein Pferd den Boden, spürt, ob der Untergrund rutschig, fest, steinig oder nachgiebig ist.  Es kann sich somit sicher und passend zum Untergrund bewegen.

Das Pferd kann aber nicht nur die Struktur des Bodens erfühlen, sondern sogar selbst kleinste Erschütterungen über den Huf wahrnehmen.

Leider haben viele Pferde Probleme mit den Hufen:

Risse, Ringe, Stauchungen, sprödes Horn, Fühligkeit, Strahlfäule, Hufgeschwüre, Hufrehe, Pilzbefall, Zwanghufe, dünne Sohlen

All diese Probleme sind keine reinen Hufprobleme, sondern sind grundlegend auf die drei Faktoren HUF zurückzuführen. H steht dabei für Haltung, U für Untergrund und F für Fütterung.

 

Der Aufbau des Pferdehufs

 

Aufbau Pferdehuf

Bild von Goran Horvat auf Pixabay

 

Strahl

Der Strahl befindet sich auf der Unterseite des Hufs. Sohlenseitig ähnelt der gesunde Huf einem Dreieck. Mittig am breiten Ende befindet sich die mittlere Strahlfurche, deren komplette Oberfläche sichtbar sein sollte, damit der Strahl gut funktionieren kann und sich keine Fäulnis einnisten kann. Komplett um den Strahl herum liegen die seitlichen Strahlfurchen.

Ein gesunder Strahl an einem insgesamt gesundem Huf darf sehr gern den Boden berühren. Je nach Belastung des Pferdes, Bodenbeschaffenheit und Gesundheit des Strahls gibt es also direkten, indirekten oder keinen Bodenkontakt.

Der Strahl passt sich der Bodenbeschaffenheit an. Dementsprechend bildet sich bei trockenen und harten Böden ein harter und trockener Strahl und bei nassen Böden ein weicher und feuchter Strahl.

Einen kranken und schwachen Strahl erkennt man daran, dass er sich im Huf zurückzieht. Begleitend wird man ausgeprägte Eckstreben und lange Trachten sehen, die den kranken Strahl schützen, indem sie seinen Anteil der Lastaufnahme übernehmen.

 

Eckstreben

Die Eckstreben verlaufen ab der Trachte beidseitig des Strahls und variieren in der Länge und Höhe abhängig von der momentanen Hufsituation und dem Untergrund, auf dem das Pferd überwiegend läuft.

Je nach Härte und Tiefe des Bodens, auf dem das Pferd die meiste Zeit läuft, erlangen die Eckstreben eine Höhe, die ein ausgeglichenes Maß an Bodenfreiheit und Bodenkontakt bietet.

 

Seitliche Strahlfurchen 

Direkt neben den Eckstreben verlaufen die seitlichen Strahlfurchen, die sich bis um die Strahlspitze herum fortsetzen. Diesen Bereich kennen wir vom Hufe auskratzen.

Im Gegensatz zur mittleren Strahlfurche dürfen die seitlichen Stahlfurchen tief sein, denn die Tiefe gibt Aufschluss darüber, wie weit die inneren Strukturen vom Boden entfernt sind. In dem Fall heißt Distanz zum Boden Schutz. Je höher das “Innenleben” sitzt, desto tiefer sind die seitlichen Strahlfurchen.

Die Tiefe der Strahlfurchen hängt von vielen Faktoren wie Laufleistung, Größe des Hufes, Bodenbeschaffenheit in der Haltung und der allgemeinen Hufgesundheit ab.

 

Trachten

Als Trachten bezeichnet man jeweils den Bereich, wo die Wand der Eckstreben “umknickt” Sohlenseitig kann das eine Fläche so klein wie ein Fingerabdruck sein. In der Seitenansicht sieht man im Verlauf der Trachten, ob sie lang, kurz, steil oder flach sind.

Wichtiger als die Länge der Trachten ist deren aufrechter Verlauf, da sie so größerer Last standhalten können. Schwache oder lange Trachten kollabieren oft unter Belastung und werden flacher.

Ein breiter, gut ausgeprägter und gesunder Strahl gibt den Trachten Halt, ebenso die Eckstreben, welche die Trachten nach innen und vorn hin stützen. Bei einem unterentwickelten Strahl finden sich eher höhere Trachten, oft in Kombination mit gut ausgeprägten Eckstreben, denn so können sie dem Strahl mehr Bodenfreiheit und Schonung verschaffen.

 

Weiße Linie

Unterhalb des Hufbeins ist die Hufbein-Wand-Verbindung nicht mehr durchblutet – dort wird eine sekundäre Lamellenschicht gebildet, welche die Wand mit der Sohle verbindet (Sohle-Wand-Verbindung) und sohlenseitig als “weiße Linie” bezeichnet wird.

Die Fläche innerhalb der weißen Linie wird als “Fußabdruck” und der Umriss außerhalb der weißen Linie als “Hufabdruck” bezeichnet.

Die weiße Linie sollte eine ringsherum schmale, gleichmäßig verlaufende homogene Linie sein. Jede Abweichung davon, bzw. eine “gezerrte” weiße Linie, sollte man zum Anlass nehmen, mögliche Ursachen in Haltung, Untergrund sowie Fütterung zu finden und abzustellen, um weitere Folgen in Hinblick auf die Hufgesundheit zu vermeiden.

 

Wand

Von außen ist die Wand die größte Struktur am Huf. Von unten gesehen, wird sie oft als Tragrand bezeichnet.

Die Wand besteht aus drei Schichten, der äußeren pigmentierten, der mittleren, etwas weicheren unpigmentierten (ganz weiße Schicht) und der inneren Lamellenschicht. Jede Schicht hat ihre eigene Aufgabe.

Die äußere Schicht erfüllt die Aufgabe einer Rüstung zum Schutz der mechanischen und thermischen Einflüsse. Sie sollte glatt und stabil sein.

Die mittlere, etwas weichere Schicht ist unpigmentiert und daher in der Sohlenansicht schneeweiß sichtbar. Ihre elastische Konsistenz dient dem Spannungsausgleich zwischen der starren Außenseite und der mobilen Hufbein-Wand-Verbindung und trägt zur Stoßdämpfung bei.

Als innerste Schicht stellt die Lamellenschicht der Wand eine Hälfte der Hufbein-Wand-Verbindung dar.

 

Sohle

Gemeinsam mit dem Strahl und den Eckstreben macht die Sohle flächenmäßig den größten Anteil des Hufs aus und bildet damit das Fundament des gesamten Pferdes.

Das elastische Strahlhorn erfüllt dabei zusammen mit dem darüber liegenden Weichteilgewebe die Funktion der Dehnungsfuge, des Pufferns und Sensors beim Auffußen. Die Sohle sorgt mit ihrer festeren Konsistenz und der Positionierung unterhalb des Hufbeins für Stabilität und bietet eine stabile Fläche für den Schub beim Abfußen.

 

Hufballen & Hufbein

Hufballen und Fesselbeuge liegen direkt über dem Huf. Sie haben sehr empfindliche, weiche Haut. Sie sollten diese Stellen immer gut reinigen, da es sonst zu Mauke kommen kann. Der Tragrand ist die Unterkante der Hufwand.

Oberhalb der Sohle befindet sich in der Hufkapsel das Hufbein. Das Hufbein besteht aus ungefähr zweieinhalb Knochen: dem Hufbein, dem Strahlbein und dem unteren Teil des Kronbeines. Das Hufbein ist der größte Knochen im Huf, der unterste Knochen am gesamten Pferdeskelett. Mit seiner pyramidenähnlichen Form kann der von oben wirkende Last von einer kleinen Gelenkfläche auf eine größere Grundfläche verteilt werden.

 

Die drei entscheidenden Faktoren für die Hufgesundheit

 

Haltung

Die Haltung spielt eine entscheidende Rolle in der Hufgesundheit, da sich das Lauf- oder Stehpensum, die Bewegungsrichtung (im Kreis, geradeaus…) und die Eigenschaften der Untergründe auf die Entwicklung und somit die Hufgesundheit auswirken. Hufe brauchen Bewegung: und zwar möglichst viel und möglichst viel

geradeaus. Der Wechsel von Druck und Entlastung unterstützt die Durchblutung und die Verschiebung des Gewebes bei gesunder Lastaufnahme, sorgt für Stoßdämpfung und Propriozeption.

 

Untergrund

Einsinkeböden (Paddockplatten oder Reitplatzplatten mit entsprechender Kiesschicht) sind von Vorteil, da sie mehr Hufunterseite mit ausfüllen und durch das Rotieren der Zehe im Boden beim Abrollen deutlich weniger Muskelkraft des Pferdes nötig machen. Im Optimalfall passen die verschiedenen Böden in der Pferdehaltung gut zusammen und sorgen für ein Gleichgewicht zwischen Wachstum und Abrieb.

 

Fütterung

Die Verfügbarkeit aller Nährstoffe im richtigen Maß und im richtigen Verhältnis zueinander ist entscheidend dafür, ob gutes belastbares Gewebe aufgebaut werden kann. Daher spielt die Fütterung in Bezug auf die Hufgesundheit eine ebenso wichtige Rolle wie für alle anderen Organe und Stoffwechselvorgänge im Körper.

Die Natur der Pferde bringt es mit sich, viele Stunden am Tag Raufutter vom Boden aufzunehmen. Neben den Inhaltsstoffen ist daher auch die Fressdauer und die Fresshaltung des Pferdes entscheidend für die Hufgesundheit.

 

Gesunde Hufe 

Das wichtigste Kriterium für einen gesunden Huf ist der Lauf- und Stehkomfort. Laufkomfort ist gegeben, wenn der Untergrund auf Paddocks und Trainingsanlagen der Haltungsform sowie der Trainingsform bzw. den Anforderungen im Training angepasst sind.

Besonders an Futterplätzen ist eine trockene, druckverteilende und stabile Bodenbefestigung sehr wichtig für die Gesundheit der Hufe. Pferde verbringen viele Stunden stehend an den Fressplätzen. Dementsprechend ist hier die Belastung der Hufe, neben dem Training, am stärksten.

Um diesen  Steh- & Laufkomfort zu gewährleisten  sowie die Belastung für Hufe & Gelenke so gering wie möglich zu halten, empfiehlt sich die Bodenbefestigung mit Paddockmatten ohne Unterbau oder Paddockplatten mit Unterbau.

Dadurch wird vermieden, dass es zu Schlamm und Matsch kommt, die Pferdehufe ständiger Feuchtigkeit ausgesetzt sind und Hufkrankheiten hervorrufen oder unterstützen.

Für Reitplätze und Reithallen bewährt sich der Dreischichtaufbau mit Paddockplatten, bestehend aus einer Trag-, Trenn- und Tretschicht. Welches Material genutzt werden kann, wie dick die einzelnen Schichten und welcher Sand aufgebracht werden sollte, hängt ganz von den individuellen Gegebenheiten und Anforderungen ab. Wir, Ihr novus:HM Team, berät sie hier gern.

Moderat trockene, stoßabsorbierende und druckverteilende Bodenbefestigungen durch Paddockplatten und Reitplatzplatten mit 3-Schicht-Aufbau oder wenig Unterbau sind wichtig für gesunde Hufe, denn eine dauerhafte Feuchtigkeit im Huf macht das Horn zu weich, zu empfindlich gegen Bakterien und Pilze. Dadurch steigt das Risiko von Infektionen. Vor allem Stallhaltung, feuchte Paddocks oder Reitanlagen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Strahlfäule, die ohne fachgerechte Beseitigung in schlimmen Fällen sogar zu Hufkrebs führen kann. Dank der massiven Gitterstruktur und den zugleich elastischen Dehnelementen der Reitplatzplatten werden Stöße absorbiert und der Druck auf die Hufe gleichmäßig auf alle Strukturen des Hufes verteilt.

Neben einer regelmäßigen (alle 6-8 Wochen) professionellen Hufpflege sind genügend Bewegung, kein zu hohes Gewicht und gute Haltungsbedingungen sowie korrekte Fütterung die effektivste Hufpflege für unsere vierbeinigen Freunde!

 

Wen könnte dieser Beitrag interessieren? Jetzt teilen: