Mit zunehmenden Alter steigen für Pferde die Herausforderungen. Sie sind weniger leistungsfähig und entwickeln mehr und mehr Alterserscheinungen. Umso wichtiger ist es, die Haltungs- und Trainingsbedingungen den Bedürfnissen der Tiere anzupassen.
Wann Pferde beginnen abzubauen, ist von Rasse zu Rasse und von Tier zu Tier unterschiedlich. So haben Warmblüter meist eine höhere Lebenserwartung als Kaltblutrassen und robuste Ponys können mitunter deutlich älter werden als große Tiere.
Bei einem normal gewachsenen Pferd setzen die ersten Alterserscheinungen in der Regel ab circa 16 Jahren ein. Die Leistungsfähigkeit nimmt langsam ab, sie bewegen sich weniger und verlieren zunehmend an Agilität und Muskelmasse. Auch Fettpölsterchen werden abgebaut, das Pferd wirkt dünner, graue Haare entstehen und die Lernfähigkeit nimmt ab. Diese Prozesse sind schleichend, sollten aber immer wieder beobachtet werden, um die Haltungsbedingungen langsam anzupassen.
Nervengerüst und Durchsetzungsfähigkeit sind wie bei uns Menschen bei älteren Pferden nicht mehr die Besten. Die Offenstallhaltung in einer größeren Herde ist daher für Tiere im fortgeschrittenen Alter ungünstig. Auch pensionierte Turnierpferde, die häufig einzeln in Boxen gehalten wurden, können mit einem plötzlichen Wechsel in die Gruppenhaltung überfordert sein.
Den Kontakt zu Artgenossen brauchen Sie dennoch, weshalb eine räumliche Trennung von jüngeren, ungestümen Tieren sinnvoll sein kann. Das Gruppieren mit Tieren in ähnlichem Alter und mit ähnlicher Mentalität sorgt dafür, dass das Stresslevel älterer Pferde niedrig bleibt. So gibt es neben einer verbesserten Gruppendynamik auch weniger Rangeleien an Futter- und Trinkstellen oder in den Unterständen.
Da ältere Tiere anfälliger für Krankheiten und Verletzungen sind, ist es außerdem wichtig, dass Sie hochfrequentierte Bereiche wie Tränken, Futterstellen und Unterstände generell gut befestigt haben. Sorgen Sie z.B. mit Paddockplatten dafür, dass der Boden trocken bleibt, nicht verdichtet und eine gute Wasserdurchlässigkeit aufweist. Nur so können Sie verhindern, dass sich gerade ältere Pferde durch Ausrutschen verletzen oder Keimen ausgesetzt sind, wenn sie lange im Schlamm und Matsch stehen müssen.
Wichtig sind genügend vorhandene und adäquate Ruhebereiche. Es sollte ausreichend Platz zur Verfügung stehen, damit auch ältere und rangniedrigere Tiere eine Stelle zum Schlafen haben. Zusätzlich können Zonen geschaffen werden, z.B. durch angehäuftes Stroh oder andere Materialien, um den Tieren eine noch bessere Abgrenzung von ihren Artgenossen zu bieten.
Auch wenn die Leistungsfähigkeit abnimmt, ist regelmäßige Bewegung im Alter wichtig. Wie bei jüngeren Tieren sollte man bei älteren Pferden auf die individuelle Kondition achten. Viele Bewegungen, die das Tier über Jahre hinweg durchgeführt hat, lassen sich auch im Alter abrufen, die Intensität des Trainings muss aber auf die individuelle Energie des Pferdes angepasst werden. Kleinere, langsamere Trainingseinheiten schonen das Tier und bieten ihm gleichzeitig ausreichend Bewegung, um möglichst lange fit und agil zu bleiben.
Ein Ausritt als Handpferd, bei dem das Tier ohne das Gewicht eines Reiters bewegt wird, kann je nach Kondition des Pferdes eine sinnvolle und schonende Trainingsmöglichkeit sein. Spaziergänge und Bodenarbeit bieten ebenfalls entspannte Bewegungsvarianten, um ältere Tiere fit zu halten. Achten Sie dabei neben dem allgemeinen Gesundheitszustand Ihres Pferdes auch immer auf die Tagesform. Das ist für Sie der beste Indikator, um zu wissen, was mit Ihrem Pferd in dem Moment möglich ist.