Die Box im Stall ist in der Regel der Hauptaufenthaltsort Ihrer Pferde. Während der Boden dabei in den meisten Fällen aus Beton, Pflaster oder wie in älteren Ställen aus Lehm besteht, besitzen Sonderformen wie die Ruhebereiche im Offenstall meist einen Naturboden oder einen Belag aus Gummi- bzw. Paddockplatten. Essentiell bei allen Formen ist ein wärmeisolierendes, hygienisches und pflegeleichtes Einstreu. Stroh und Holzspähne sind dabei die Klassiker – doch sind die immer die besten? Ein Überblick über Vor- und Nachteile von herkömmlichen und neuen Einstreu-Sorten.
Die Pferdebox ist nicht nur Ruhe- und Schlafplatz sondern wird auch als Toilette genutzt. Entsprechend durchdacht sollten der Bodenbelag und die Einstreu sein, damit Ihre Tiere sich wohlfühlen, gesund bleiben und der Pflegeaufwand für den Halter möglichst überschaubar bleibt. Die Einstreu als oberste Schicht sollte deshalb vor allem eine gute Saugfähigkeit besitzen, Keimbildung unterdrücken, leicht zu reinigen sein, nicht stauben oder riechen und rutschfest sein – und das unabhängig davon, ob sich darunter ein Boden aus Beton, Holz, Gummi, Lehm, Natur oder Paddockplatte befindet.
Alle Faktoren zu beachten, ist nicht einfach. Jede heute erhältliche Einstreuform bietet aber Vor- und Nachteile, die jeder Halter nach den individuellen Gegebenheiten, den Bedürfnissen seiner Pferde und seiner persönlichen Kosten-Nutzen-Toleranz einschätzen kann. Wichtig ist am Ende, dass Ihre Tiere sich mit der gewählten Einstreu wohlfühlen und gesund bleiben.
Sogenanntes Langstroh vom Weizen ist immer noch die gängigste Einstreu in Pferdeställen. Pferde lieben das Material, da es warm und weich ist, Flüssigkeiten relativ gut aufnimmt und sie daran knabbern können. Zudem ist es meist günstig, da es bei der Getreideernte als Nebenprodukt abfällt.
Nachteilig ist dagegen, dass Stroh nicht immer eine gute Qualität besitzt und häufig von Keimen und Sporen belastet ist – vor allem, wenn es feucht geerntet und anschließend falsch gelagert wurde. Aber auch das Gegenteil ist häufig der Fall sein – Stroh neigt generell dazu, zu trocken zu sein, was dazu führt, dass es im Pferdestall entsprechend staubt und die Atemwege belastet werden.
Ein weiteres Problem ist, dass meist viel Stroh für die Einstreu verwendet werden muss und der benötigte, trockene Lagerplatz für die sperrigen Ballen entsprechend großzügig sein sollte. Die Stroheinstreu lässt sich zudem nicht unbedingt einfach reinigen und die Entsorgung kann aufgrund der vielen Mistrückstände problematisch sein. Knabbern die Tiere außerdem zu häufig am Stroh, entsteht in der Pferdebox besonders viel Mist und der Verzehr zu großer Mengen der groben Strohfasern kann zu Verdauungsproblemen bis hin zu Koliken führen.
Eine beliebte Alternative zu Stroh sind Holzspähne. Besonders vorteilhaft bei dem Material ist, dass es saugfähiger als Stroh ist und im Stall zu weniger Schwebestaub führt. Zudem entstehen in einer Holspähne-Einstreu weniger Keime und Sporen – vorausgesetzt die Box wird regelmäßig abgeäppelt.
Problematisch wird es spätestens bei der Entsorgung. Mit Urin und Kot vermischte Holzspähne sind bei Entsorgern wie Landwirten und Biogasanlagen nicht gern gesehen, da sie schlechter verrotten und den Ruf haben, die Böden zu versauern. Zudem sind Holzspähne als Unterlage bei Pferden weniger beliebt als Stroh. Meist isolieren sie schlechter und man braucht relativ viel Einstreu, damit sich die Tiere wohlfühlen.
++Strohhäcksel
In Häckselform ist Stroh deutlich staubärmer und hygienischer, da es bei der Herstellung entkeimt und entstaubt wird. Die kleinen Fasern können Feuchtigkeit besser aufsaugen und sind beim Ausmisten besser zu bearbeiten, da sie einfach durch die Freiräume der Mistgabel fallen. Der Kostenpunkt liegt höher als bei Stroh, wird aber neben den genannten Vorteilen auch dadurch wettgemacht, dass für die Einstreu deutlich weniger Menge benötigt wird.
++Stroh- oder Weichholzpellets
Pellets aus Stroh oder Holz werden bei der Herstellung wärmebehandelt. Das Ergebnis ist ein keimfreies und staubarmes Einstreumaterial, das kaum Ammoniak entstehen lässt und für ein gutes Stallklima sorgt. Die Pellets können Nässe gut aufnehmen, bilden eine trittfeste Mistmatratze und lassen sich gut reinigen. Zudem verrotten sie schnell und können entsprechend gut entsorgt werden.
Die Kosten sind auch hier höher als bei Langstroh, aber auch hier ist zu bedenken, dass die Einstreumenge insgesamt geringer ausfällt.
++Miscanthus
Das auch als Chinagras bekannte Naturmaterial ist als Einstreu in aller Munde. Das Gras ist saugfähiger als Stroh, deutlich staubärmer und allergikerfreundlich. Keime und Sporen können sich zudem nur schwer ausbreiten.
Das Material ist in Häcksel- oder Pelletform erhältlich. Besonders als Pellets entfaltet Miscanthus seine Vorteile. In dieser entstaubten Form verhindern sie nahezu gänzlich die Bildung von feinem Schwebestaub. Bei Nässe zerfallen die klein gehäckselten Grasfasern in den Pellets schnell und bilden eine Mistmatratze. Dadurch wird der Ammoniak aus Kot und Urin sehr gut gebunden und es reichern sich keine Fäulnisgase im Stall an. Einfach zu reinigen ist die Einstreu ebenfalls – Stellen mit Kot können problemlos entfernt werden und mit frischen Pellets aufgefüllt werden. Urin wird zu Wasser verstoffwechselt und die feuchten Stellen können vorübergehend zur Seite gebracht oder unter die restliche Einstreu gemischt werden. Einziger Wehrmutstropfen – es ist kostenintensiver als traditionelles Stroh.
++Leinstroh
Diese aus Flachs bestehende Einstreu wird bei der Herstellung zerkleinert, gereinigt und entstaubt und minimiert somit die Gefahr von Schwebestaub. Zudem ist das Material im Vergleich zu Weizenstroh deutlich saugfähiger, bindet Ammoniak besonders gut und verringert den Pflegeaufwand, da die Tiere das Stroh aufgrund der Bitterstoffe nicht fressen und weniger Mist hinterlassen. Auch das Entfernen von Kot und Urin lässt sich einfach mit der Mistgabel vornehmen. Die Entsorgung ist ebenfalls problemlos, da es sehr gut verrottet.
Besondere Vorteile bietet auch die Materialbeschaffenheit. Flachsstroh gibt sehr gut nach, bietet dadurch eine sehr bequeme Unterlage und ist besonders für Pferde mit Gelenkproblemen ideal.
++Waldboden
Waldboden als Einstreu gewinnt unter Pferdehaltern immer mehr an Aufmerksamkeit. Das Material besteht meist aus aufbereiteten Waldhackschnitzeln und punktet durch eine bemerkenswerte Saugfähigkeit und das gute Bindevermögen von Ammoniak. Es ist zudem äußerst staubarm und verrottet sehr schnell. Aufgrund seines Waldgeruchs ist es bei Pferden sehr beliebt und bietet immer eine weiche Unterlage.
Empfehlenswert ist eine Einstreuhöhe von 20-30 cm. Kot kann gezielt und einfach entfernt werden und die meist nur kleinen, lokalen Stellen mit neuer Einstreu aufgefüllt werden. Nachteil beim Waldboden ist, dass er recht dunkel ist und gerade bei hellen Pferderassen das Fell einfärben kann.
++Kiefernspähne
Kiefernspähne sind etwas teurer als die gängigen Holzspähne. Dafür bieten sie eine hochwertige und nachhaltige Einstreu-Alternative. Das Naturmaterial stammt von Kiefern aus nachhaltiger Forstwirtschaft in Norwegen und punktet durch die antibakteriellen, geruchsneutralisierenden Eigenschaften des enthaltenen Kiefernöls. Auch die Staubbildung ist im Gegensatz zu üblichen Holzspähen deutlich geringer. Wie bei Holzspähnen entsteht aber auch bei Kiefernspähnen eher weniger Mist.