Pferdehufe sind grundsätzlich perfekt an kalte Temperaturen angepasst und können die Tiere dank ihrer guten Durchblutung und dem isolierenden Hufhorn ausreichend vor Kälte schützen. Die zunehmend milderen und feuchteren Winter sowie die Bedingungen der modernen Pferdehaltung stellen die Hufe jedoch auf eine besondere Belastungsprobe.
So können vermatschte und unhygienische Paddocks das Hufhorn mit der Zeit aufweichen und empfindlicher gegenüber der Keimbelastung aus Urin und Kot sowie Winter-Streusalzen auf Wegen oder Straßen machen. Hinzu kommt, dass im Winter meist der Weideauslauf fehlt, sich die Tiere auf kalten, vermatschten oder gefrorenen Böden weniger und vorsichtiger bewegen und die Bewegungs- und Trainingszeiten von Pferdehaltern im Winter häufig noch reduziert werden. Der Bewegungsmangel führt dazu, dass der Pferdehuf weniger durchblutet wird und das Hufhorn weniger stark wächst.
Um den Tieren im Winter zumindest ansatzweise adäquate Bewegungsmöglichkeiten und -anreize zu bieten, sollten Sie regelmäßig abwechslungsreiche Ausritte durch Gelände und Wald durchführen, so oft es geht Auslauf auf Paddocks bieten und gegebenenfalls kleinere Trainingseinheiten an der Longe durchführen. Voraussetzung bei der Bewegung auf Paddocks ist natürlich ein möglichst trockener, rutschfester und sauberer Boden, auf dem die Pferde sich sicher fühlen und somit zu mehr Bewegung animiert werden.
Im Idealfall sind diese durch ein Dreischicht-System mit Paddockplatten als Trennschicht befestigt, um möglichst viel Niederschlag ableiten zu können, Bodenverdichtung vorzubeugen und eine starke Vereisung der Flächen zu verhindern. Als Alternative können spezielle Paddockmatten auch ohne Unterbau direkt auf dem Mutterboden verlegt werden. Das macht unter anderem bei vorübergehend genutzten Flächen wie Pachtböden oder häufig genutzten Bereichen wie Futter- und Tränkestellen Sinn.
Unabhängig davon, wieviel Auslauf Ihre Tiere im Winter bekommen, eine konsequente Hufreinigung ist essentiell. Dabei sollte der Huf vor und nach dem Freigang ausgekratzt werden, um Dreck und Keime zu entfernen und diese nicht rein und raus zu tragen. Ist der Huf nach dem Auslauf besonders stark mit Schlamm überzogen, ist neben dem Auskratzen zudem die Bearbeitung mit einer Wurzelbürste sowie das Aufschrubben mit Wasser empfehlenswert. Gleichzeitig können Sie beim regelmäßigen Reinigen überprüfen, ob Huf und Hufhorn noch gesund aussehen. Besonders der Strahl sollte deshalb regelmäßig kontrolliert werden, um Strahlfäule rechtzeitig zu erkennen und zu bekämpfen.
Beim Schutz von Hufe und Hufhorn sowie bei der Vorbeugung von Schäden durch den häufigen Wechsel von Trockenheit und Nässe können Pflegemittel unterstützend wirken. So hält Hufbalsam oder Hufgel den Huf elastisch und kann somit vor Spannungsrissen schützen. Nicht selten sind in diesen Pflegemitteln zudem natürlich Ölextrakte von Rosmarin, Thymian oder Eukalyptus enthalten, die antibakteriell und entzündungshemmend wirken und die Durchblutung fördern.
Pflegemittel mit Lorbeeröl können zudem, allerdings nur bei langfristiger Anwendung, die Durchblutung und damit das Hornwachstum anregen. Sie müssen regelmäßig und über einen längeren Zeitraum hinweg in den Kronrand einmassiert werden, bevor sie die volle Wirkung entfalten können und man erste Resultate am Hufhorn sieht.
Vorsicht ist bei Zusatzfuttermitteln geboten, die das Hornwachstum fördern sollen. Da das Wachstum vor allem durch die Bewegung der Tiere und damit eine gute Durchblutung angeregt wird, ist eine entsprechende Zusatzfütterung nicht unbedingt sinnvoll. Mit Zusatzfuttermitteln lässt sich maximal die Hufstruktur positiv beeinflussen, aber auch hier ist wenn, dann nur bei Problemhufen eine entsprechende Zufütterung zu empfehlen. Dabei können Biotin- und Zink-haltige Mittel gegeben werden, aber eine vorherige Absprache mit dem Tierarzt ist generell ratsam. Vor allem wenn mehrere Zusatzmittel gefüttert werden, die unter Umständen schädliche Wechselwirkungen hervorrufen können.
Sind die Pferde beschlagen und kann auch im Winter nicht auf Eisen verzichtet werden, sollten Sie beim Hufschmied regelmäßig in kleinen Intervallen ein Auge darauf werfen lassen. Der klassische Winterbeschlag setzt sich dabei aus dem Eisen mit Stollenlöchern und einem Hufgrip zusammen. Der Hufgrip dient dem Freihalten des Hufes von Eis und Schnee, die Stollen schützen bei Eis vor dem Ausrutschen. Sie sollten nur bei Bedarf eingeschraubt werden.
Insgesamt wächst der Huf im Winter weniger schnell als im Sommer, aber dafür ist er im Winter auch besonderen Belastungen ausgesetzt, wie etwa eine größere Sogwirkung am Eisen durch nasse, vermatschte Böden. Gerade bei Tieren, die sich oft das Eisen abtreten, sollte in kleineren Abständen der Hufschmied bestellt werden.